07.04. – 10.04. 2012  Cuzco


Der erste Eindruck der 350.000 Einwohnerstadt unterscheidet sich nicht von anderen großen Städten Boliviens und Perus: lärmige, staubige Straßen, halbfertige Häuser und Vernachlässigung jederästhetischen Dimension. Man spürt, dass der alltägliche Kampf um Lebenshaltung Stadt und Straßen bestimmt. Alles Merkmale, die eben auf ein Entwicklungsland zutreffen. Nicht so das Zentrum: spanisch geprägte Kolonialhäuser, Paläste, Kirchen, große mit Blumen und Brunnen geschmückte Plätze, alles in tadellos renoviertem Zustand, quirrliges Leben. Fast fühlt man sich ins europäische Spanien versetzt.

Unser Hotel, nicht weit von der Altstadt entfernt, trägt den bedeutungsschweren Namen „Posada Atahuallpa“, ist ein gemütliches familiäres Hotel mit liebenswertem Service, ganz unsere Kragenweite. Hier werden wir uns die nächsten Tage wohlfühlen.  Noch am Abend des 7. April genießen wir von der Terrasse eines Restaurants an der Plaza de Armas den Blick über den wunderschönen zentralen Platz, während drinnen eine bekannte Musikgruppe Andenmusik vom feinsten gibt. Wir sind angekommen in der Stadt, die ein Hauptziel unserer Reise ist.

 

08.04.

Diese wunderschöne Stadt ist der richtige Standort, um Katrins Geburtstag zu feiern. Wir schlendern durch die Gassen, lassen uns einfach treiben. Dabei stoßen wir wie durch Zufall auf die erhaltenen Inkamauern, die nun als Fundament von Klöstern und Palästen dienen. Katrin entdeckt den berühmten Steinblock mit den zwölf Ecken, der perfekt in die Mauer eingepasst ist, so dass die Inkas keinen Mörtel brauchten. Staunend laufen wir an diesen gewaltigen Steinquadermauern entlang, ein eindrucksvolles Ensemble exakt behauener und an die jeweiligen Nachbarsteine milimetergenau eingepasster Blöcke aus Basalt und Diorit.

Auf der Plaza de Armes krönt den Springbrunnen eine Atahuallpafigur, die einen kleinen, aber akzentuierten Gegenpol zu den umstehenden Kirchtürmen bildet. Dieser Akzent wird noch durch die Regenbogenfahne der Inkas, die neben der peruanischen Staatsflagge gleichberechtigt weht, unterstrichen. Die gewaltige Front der Kathedrale erfährt eine schon damals ungern gesehene Konkurrenz durch die auch sehr monumentale Jesuitenkirche an der Ostseite des Platzes. Hier deutet sich schon der spätere heftige Streit zwischen der Amtskirche und den Jesuiten, die in Lateinamerika  eine eigenwillige und auf soziale und erzieherische Unterstützung der Indigenas ausgerichtete Mission aufgebaut haben. Wenn man sich vorstellt, dass dieser Platz in der Inkazeit fast doppelt so groß war und mit einer goldenen 250 m langen Kette umgeben war, gesäumt von Tempeln und Palästen, auf deren Grundmauern die Kirchen heute stehen.

Viele Plätze und Straßenzüge in der Innenstadt  sind gesäumt von wunderschönen Häusern und Palästen im spanischen Kolonialstil mit reich verzierten Holzalkoven.

Den Nachmittag nutze ich endlich, die Website auf den neuesten Stand zu bringen und Katrin freut sich über viele Geburtstagsglückwünsche per Email.

 

09.04.

Am Vormittag erhalten wir ein ausführliches Briefing für den bevorstehenden Inkatrail von unserer Agentur, über die wir dieses Reisesegment gebucht haben. Wir sind voller Spannung und Erwartung, was uns ab dem 11. April bevorsteht. Danach suchen wir das Hotel, in dem Katrins Freunde aus Leipzig bei ihrer Perureise am 10.04. ankommen werden, damit wir das vereinbarte Treffen am Abend des 10. April noch einmal bestätigen.

Gegen Mittag klettern wir die steilen Straßen und Treppen hinauf zur Kirche S. Cristobal, von der wir einen faszinierenden Blick auf Cuzco genießen. Aber noch sind wir nicht am Ziel. Es geht noch einmal steil hinauf (und das alles über 3.500 m) zur Inkafestung Saqsayhuaman, die der 10. Inka Tupac Yupanqui zum Schutz der Hauptstadt an einem strategisch neuralgischen Punkt erbauen ließ. Man schätzt, dass 20.000 Menschen über 70 Jahre an diesem Bollwerk gearbeitet haben. Das leuchtet sofort ein, wenn man die gewaltigen zyklopischen Mauern erblickt, neben denen die Mauern von Mykene wie ein Spielzeug erscheinen. Man fantasiert, dass nur Götter oder Titanen der Frühzeit dieses gigantische Werk vollbracht haben können, denn die einzelnen Quader und vor allem die Monolithe an den Ecken sind so gewaltig, dass man sich auch heute noch nicht vorstellen kann, wie  die Menschen damals ohne Zuhilfenahme des Rades solche gewaltigen Steinblöcke von bis zu 42 t hierher geschafft und verarbeitet haben. Unglaublich, mit welcher Steinmetzkunst die Baumeister der Inkas die einzelnen Monolithe und Steinblöcke passgenau ineinander gearbeitet haben.  Von der Festungsanlage sind trotz der Zerstörung durch die Spanier und zahlreicher Erdbeben  drei im Zickzack terrassenförmig übereinander gebaute 600 m lange Mauerwälle mit 21 Bastionen erhalten. Die anderen Bauten verweigern sich bisher der genauen Bestimmung. Aber dieser Mauerwall ist so unglaublich, dass man einfach überwältigt ist. Mich bewegt die Begegnung mit Saqsayhuaman besonders, da ich seit meinem 12. Lebensjahr, als ich zum ersten Mal davon las, den Wunsch hatte, dieses Wunderwerk einmal mit den eigenen Augen zu sehen. Heute erfüllt sich dieser Wunsch.

Den Abstieg durch die Stadt wählen wir durch den Ortsteil San Blas, dem Künstlerviertel, mit vielen netten und zum Teil preiswerten Kneipen. Zum Dessert wählen wir ein Stück eines peruanischen Schokoladenkuchens, der nicht nur mächtig, sonder überaus wohlschmeckend ist.

Am Nachmittag und Abend ist gemütliches Ausruhen, Lesen und Schreiben angesagt.

 

10.04.

Nach dem Frühstück schlendern wir durch Altstadt. Katrin geht Besorgungen nach, ich schaue mir die Reste des Sonnen- und Mondtempels im Kloster S. Domingo an. Kirche und Kloster sind auf den Grundmauern der gewaltigen Tempelanlage errichtet.  Der Sonnentempel muss vollständig mit Goldplatten belegt gewesen sein, um das Sonnenlicht zu reflektieren. Kein Wunder, dass er  der Goldgier der spanischen Eroberer zum Opfer fiel. An den Seiten des Kreuzganges sind erstaunlich viele Teile des Sonnen- und Mondtempels erhalten. Zur großen Freude der Archäologen hat ein Erdbeben 1950 das Kloster S. Domingo beschädigt und weitere Teile der Tempelanlage freigelegt.

 

Am Abend treffen wir Katrins Freunde aus Leipzig, Steffi und Andreas, die auch auf einer dreiwöchigen Perutour unterwegs sind. Sie haben gerade den Inkatrail hinter sich gebracht und können uns gute Tipps geben und Katrins Sorgen vor dem großen Abenteuer mindern. Außerdem kann Katrin noch ein wenig ihren Geburtstag mit Freunden nachfeiern. Motto: Wenn man sich schon nicht in Deutschland trifft, dann eben in Peru,

 

Vom 11. - 16. April wandern wir auf dem Inka-Trail durch die Wildnis nach Macchu Pichu

 

Wenn also in dieser Zeit Funkstille auf der Seite herrscht, heißt das nicht, dass wir verschollen sind. Ab dem 17. April melden wir uns wieder. Also bitte etwas Geduld und herzlichen Dank für das rege Interesse.



 

 

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