07.04. 2012   Von Puna nach Cuzco (390 km)


Das Busterminal  findet selbst der Taxifahrer, der uns um 6 Uhr 45 abholt, nicht. Außer einer Baustelle und einer hohen Mauer ist nichts auszumachen. Aber dann finden sich immer mehr Mitreisende ein und auch der hochmoderne Bus erscheint. Also Aufregung umsonst.

Die Fahrt nach Norden führt zunächst durch Juliaca, eine Industriestadt und Verkehrsknotenpunkt. Selbst bei der Durchfahrt wirkt sie so gesichtslos und hässlich, dass wir froh sind, wieder die Landschaft des Altiplano zu sehen, saftige Wiesen und kleine Dörfer am Ufer des Rio Santa Rosa.

Unser erster Halt gilt der kleinen Stadt Pucará  mit einer stattlichen Kirche und einem ausgegrabenen Tempel der präinkaischen Pucará-Kultur. Ein kleines Museum birgt interessante Schätze dieser Kultur, die man zwischen die Tiahuanaco- und Inka-Zeit ansiedelt. Besonders auffallend eine Priesterstatue mit einem Opfermesser in der Rechten und einem abgeschlagenen Kopf in der Linken. Mehrere Variationen des Andenkreuzes bezeugen Einflüsse der Tiahuanaco-Kultur und zugleich eigenständige Weiterentwicklung. Leider darf man – wie überall in Museen – nicht fotografieren.  Manchmal übertreten wir das Verbot heimlich, so auch hier.

Gegen Mittag erreichen wir den höchsten Punkt der Strecke, den La Raya Pass (4.312 m) mit einem eindrucksvollen Blick auf den Chimboya-Gletscher, dem sowohl der Rio Santa Rosa, der in den Titicacasee, als auch der Rio Vilcanota, der in den Amazonas mündet, entspringen, also eine Wasserscheide zwischen Altiplano und Atlantik. An dem Parkplatz werden alle möglichen Produkte aus Alpaka-Wolle oder –Fell angeboten.. Wir lernen auch Alpakas von Lamas zu unterscheiden: Lamas sind größer und tragen ihren Schwanzstummel aufrecht.

Wir folgen dem Flusslauf des Vilcanota, dem ein breites und überaus fruchtbares Tal , eingebettet in bizarre Berge, zu verdanken ist.

In dem netten Ort San Pablo wird uns ein Mittagsbuffet angeboten, auch das noch im Preis inbegriffen.  Nicht weit davon besuchen wir die Überreste der Inkastadt Raqchi. In der Mitte ein riesiger Viracocha-Tempel (Schöpfergott der Inkas), ein streng symmetrisch um eine Hauptachse ausgerichtetes Stadtquartier mit Wohnungen vielleicht für die Vornehmen. Eindrucksvoll sind die 150 runden Vorratstürme, von denen 7 wieder restauriert sind. Manche Archäologen vermuten, dass die Anlage wesentlich älter ist als die Inkazeit, weil der Tempel  mit Säulen und einem Satteldach nicht typisch sei. Wir gewinnen, auch durch die Literatur, immer mehr den Eindruck, dass ganz wenig wissenschaftlich eindeutig geklärt ist. So gründlich haben die spanischen Eroberer auch die Zeugnisse der alten Kulturen getilgt.

Umso glänzender haben die christlichen Herren die Kirchen ausgestattet, wenn eine Stadt sich ihnen widerstandlos fügte. So ist die barocke Kirche von Andahuaylillas derart mit Fresken und vergoldeten Altären geschmückt, dass sie die „Sixtinische Kapelle Südamerikas" genannt wird. Den Triumphbogen ziert sogar ein Gemälde von Murillo. Auf einige Gemälde der sog. CuzqueñerSchule, die eine Symbiose von europäischer Maltechnik mit indigenen Formen und Motiven herausgebildet hat, tragen Jesus, Maria und Heilige deutlich indigene Züge. Außerdem fahren in einem Westfresko spanische Adlige zur Hölle, während ein Angehöriger der Inkafamilie durch die Dreieinigkeit gerettet wird.

Langsam nähern wir uns Cuzco, einer Stadt mit 350.000 Einwohnern. Endlos arbeitet sich der Bus durch die Vororte bis zu seinem Terminal, in der Nähe Flugplatzes. Von dort bringt uns ein Taxi in unser Hotel, Posada Atahuallpa, einem gemütlichen Hotel mit allen Annehmlichkeiten, vor allem einem familiär freundlichen Service. Hier werden wir angenehm und wohl aufgehoben die Tage bis zum Inkatrail verbringen.

 

 

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