04.04. + 05.04. 2012  Puno/Peru


Nach den Grenzformalitäten erreicht der Bus Puno gegen 21 Uhr Ortszeit (Achtung Zeit umstellen – Peru:  eine Stunde früher). Am Busterminal spielen sich kuriose Szenen ab, als ein Angestellter der Busfirma im dunklen Gepäckraum mit Handyfunzel die vielen gleich aussehenden übereinandergestapelten Rucksäcke an die wartenden Reisenden zu verteilen sucht. Geduld, Umsicht und stärkere Taschenlampen bei den Backpackern lösen die Situation nach geraumer Zeit eben doch. Ziemlich übermüdet steuern wir mit Taxi geradewegs auf das im Reiseführer  empfohlene Hotel zu, was sich dann als ziemlich enges kaltes Loch, gleichwohl nicht ganz billig, herausstellt. Wir sind zu müde, um weiter zu suchen.

Erst am Morgen suche ich mit Taxis, die in Puno spottbillig ihre Dienste anbieten, ein anderes Hotel, was größer, heller, freundlicher, sogar preiswerter ist. Wir nützen den Tag, um in Peru anzukommen, uns auf das neue Land einzustellen und einige Besorgungen zu tätigen: am Hafen haben wir schnell einen Anbieter gefunden, der uns am 6. April zu den schwimmenden Inseln und zur Insel Taquile befördern wird. Ursprünglich hatten wir vor, mit der Eisenbahn von Puno nach Cusco weiterzufahren. Aber die peruanische Eisenbahngesellschaft befördert nur noch Luxusklasse und verlangt für die Strecke p.P. 220 USD. Dagegen finde ich eine Busgesellschaft, die für 30 USD dieselbe Strecke mit Stops an interessanten Plätzen und Mittagsmenü anbietet. Außerdem können wir unsere bolivianischen Prepaidcards erfolgreich durch peruanische ersetzen.

Puno hat eine Fußgängerzone mit vielen Restaurants und Bars, was wir von Bolivien her nicht gewöhnt waren, nachgerade nicht von La Paz. Wir haben uns also wohl gefühlt und die kleine Komfortsteigerung genossen.

 

 

06.04.  „Schwimmende Inseln der Uros“ und Isla Taquile


Pünktlich um 6 Uhr 45 werden wir von unserem Kapitän am Hotel abgeholt und zum Hafen  gebracht. Wir sind nicht die einzigen, die diese Bootsfahrt unternehmen wollen. Obwohl noch keine Hochsaison, legen etliche Boote ab. Auf dem Boot lernen wir Peter und Uschi aus Freiburg-Haslach kennen, die mit ihrem Wohnmobil ein Jahr lang in Südamerika unterwegs sind. Peter mit seinen 73 Jahren verdrängt mich endlich einmal auf den 2. Platz, was die Bootstruppe betrifft.

Zuerst legen wir an einer der schwimmenden Inseln an. Das uralte Volk der Uros, die ihre Unabhängigkeit von den indianischen Imperien, auch das der Inkas, dadurch erstritten, dass sie sich auf den Titcacasee zurückzogen auf ihre künstlichen Inseln aus dem Totoraschilf, das einen mächtigen Gürtel im Golf von Puno bildet. Die Uros sind längst ausgestorben. Die heutigen Nachfahren witterten das Geschäft mit dem Tourismus und führten die Tradition fort. Gottseidank, denn diese Art zu wohnen und zu wirtschaften, auf künstlichen Schilfinseln, ist schon einmalig. Man vergisst das inzwischen total touristische Gehabe der Inselbewohner, wenn man auf die weich nachgebende Schilfplattform tritt und die Schilfhäuser betritt. Inzwischen leben hier ca. 2000 Insulaner auf 148 Inseln, die jeweils eine Großfamilie  bewohnt. Manche Inselchen  haben sogar Stromanschluss und ein Telefonhäuschen haben wir auch auf einer Insel entdeckt. Das ganze Szenario wirkt sehr unwirklich und exotisch. Leider erwischt uns ein heftiger Regenschauer, so dass wir den ungewöhnlichen Aufenthalt auf einer dieser schwimmenden Eilande abbrechen mussten.

Die Weiterfahrt zur Insel Taquile nimmt noch einmal 2 ½  Stunden in Anspruch, denn die Insel liegt 35 km von Puno entfernt. Inzwischen hat sich das Wetter gebessert und wir treten den keuchenden Marsch vom östlichen Anlegeplatz über 536 steile Stufen zum Hauptort auf Taquile an. Man darf sich nicht an dem leichtfüßigen Tempo der Taquileños messen, die diese Tortur auf 4.000 m ja gewohnt sind. Ein Bogen der Freundschaft vor dem Eingang zur Plaza Prinzipal bedeutet das Ende der Strapazen und belohnt mit fantastischen Blicken über die Insel und auf den Titicacasee. Die Taquileños zeichnen sich nicht nur durch eine besondere, unverwechselbare Kleidung aus- an der Farbe der Gürtelscherpen oder  bei Männern an der  Größe und Farbe der Bommel an der weißen Zipelmütze kann man erkennen, ob sie un- oder verheiratet sind -  sie leben auch in einer Art unabhängiger Urdemokratie. Alle Angelegenheiten, auch Rechtsstreitigkeiten, werden von allen Bewohnern auf der Plaza entschieden. Die ursprünglich rein landwirtschaftliche Wirtschaftsbasis (trotz dieser Höhe gedeihen hier Mais, Quenoa, Saubohnen und Kartoffeln) haben die Inselbewohner gegen das Tourismusgeschäft ausgetauscht. Allerdings existieren noch die berühmten „strickenden Männer“ von Taquile.

Die Heimfahrt im warmen Nachmittagswind lässt uns den See und seine unglaublich klare Luft genießen, ein schöner Abschied vom Titicacasse.

 

 

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